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Bauten / 064 Freiheits- und Einheitsdenkmal Leipzig

Am 4. Dezember 2008 forderte der Bundestag die Bundesregierung auf, „gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen und der Stadt Leipzig den Beitrag der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt zur Friedlichen Revolution auf angemessene Weise zu würdigen“.

Ein erster Wettbewerb zum Freiheits- und Einheitsdenkmal 2012 führte zu keiner Realisierung.

Am 16. Juni 2022 hat der Leipziger Stadtrat die von der Stiftung Friedliche Revolution ausgearbeiteten Vorschläge zum Standort und Verfahren eines künstlerischen Wettbewerbs für die Gestaltung des künftigen Denkmals bestätigt. Den Vorschlägen lag ein umfassender Beteiligungsprozess von Bürgerschaft und Fachleuten zugrunde.

Am 1. Oktober 2024 wählte die eingesetzte internationale Jury nach zweitägigen Beratungen unseren Beitrag „Banner, Fahnen, Transparente“ einstimmig zum Sieger des Wettbewerbsverfahrens.

Banner, Fahnen und Transparente stehen als Sinnbild, eigene Überzeugungen in den öffentlichen Raum zu tragen. Als abstrakte Skulpturen sind sie Symbole für den Mut, Zeichen zu setzen, eine Haltung zu vertreten, für die eigene Meinung Verantwortung und Konsequenzen zu tragen, trotz Unterdrückung und Bedrohung hinter einer Sache zu stehen und mit den eigenen Überzeugungen den Diskurs mit der Gemeinschaft zu suchen und zu führen.

Die weißen Objekte stehen, farb- und textlos, für das »leere, unbeschriebene Blatt«, die noch zu tätigende, individuelle Meinungsäußerung, die respektiert, ausgehalten und im gemeinsamen Diskursraum berücksichtigt werden muss. Es steht gleichzeitig für die Wahrnehmung und den Respekt der Meinungen des Gegenübers, für die Ansichten anderer.

16 Kalenderdaten verschiedener Ereignisse auf dem Weg zu Freiheit und Einheit werden als „Ziffernzug“ im Boden eingelassen. Die Ziffernzüge korrespondieren mit Orten der Verdichtung der weißen Skulpturen im Park.

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Der zukünftigen Parkanlage am Leuschner Platz wird mit dem dezentralen, »verstreuten« Denkmal eine zusätzliche Ebene in Höhe der Unterkante der Baumkronen hinzugefügt, die sich integriert und trotzdem stört, die überall im Park eine fremdartige Präsenz entwickelt, ohne den Park zu beherrschen.

Die Verdichtung der Transparente am Leipziger Innenstadtring schafft einen zentralen Ort im dezentralen Denkmal, der sich direkt auf die Leipziger Demonstrationen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft bezieht. Die Überlagerung des Denkmals mit dem alltäglichen Leben im grünen Park ist Teil des Konzeptes.

Das Denkmal kann in verschiedenen Maßstäben, als Ganzes und, oder in Teilen wahrgenommen werden. Aus den oberen Stockwerken der umliegenden Gebäude und aus der Luft sind die Streuungen im Zusammenhang wahrzunehmen. Im Park selbst setzt sich das Denkmal dynamisch durch Bewegung, das Durchkreuzen und räumliches Erleben zusammen.

Standort:
Wilhelm-Leuschner-Platz
04107 Leipzig

Für:
Stiftung Friedliche Revolution
für die Stadt Leipzig
in Abstimmung mit dem Freistaat Sachsen
und der Beauftragten der Bundesregierung
für Kultur und Medien

Vergabeverfahren:
Internationaler, nicht offener, künstlerischer Realisierungswettbewerb, 2024 1. Preis

Mit:
Bea Meyer, Künstlerin, Leipzig
Michael Grzesiak, Architekt und Künstler, Leipzig

Fotografie und Reproduktion:
Gustav Franz

Abbildungen:
Montagsdemonstration, Leipzig, 4.12.1989
Gerhard Gäbler
Studierendenproteste, Hongkong, 2022
Kanis Leung